Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Susan O'Neill: Now In A Minute (Review)

Artist:

Susan O'Neill

Susan O'Neill: Now In A Minute
Album:

Now In A Minute

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Folk-Pop, Indie-Pop, Singer/Songwriter

Label: Star House Collective
Spieldauer: 46:51
Erschienen: 20.09.2024
Website: [Link]

Ihre musikalische Laufbahn – so scheint es – hat die irische Songwriterin SUSAN O'NEILL aus dem ländlichen County Clare in Kapitel eingeteilt. Erste musikalische Erfahrungen sammelte sie noch als Schülerin in ihrem Heimatort als jüngstes Mitglied der Ennis Brass Band und dem Really Truly Joyful Gospel Choir. Nach der Schule machte sie ihren Musik-Bachelor am irischen Waterford-Institut. Danach übte sie sich als Bandmusikerin bei lokalen Acts, bevor sie 2018 ein erstes Album namens „Find Myself Lost“ mit eigenen Songs unter dem Moniker SON – einem Akronym ihres Namens – herausbrachte, mit dem sie unter anderem BONO von U2 zu ihrem Fan machte.

2020 nahm sie mit ihrem etablierten Landsmann MICK FLANNERY (für den sie zuvor schon Tour-Support gemacht hatte) das Duett „Baby Talk“ auf, dessen Erfolg zu einer weiteren Zusammenarbeit mit Flannery führte, aus der das Album „In The Game“ resultierte, das es bis auf Position 2 der irischen LP-Charts schaffte. Auf der sich anschließenden gemeinsamen wurde die Musikerin auch in unseren Breiten bekannt.


Nach diesen Erfahrungen wollte sie das Projekt SON nicht weiterführen (zumal sich auch rechtliche Probleme ergeben hatten), sodass sie beschloss, für ihr nächstes Projekt auf ihren eigenen Namen zurückzugreifen und eine neue musikalische Richtung anzustoßen. Dafür tat sie sich mit dem Produzenten TONY BUCHEN zusammen, der bereits die Kollaboration mit MICK FLANNERY betreut hatte und nahm zunächst die EP „Now You See It“ auf, auf der sie neue klangliche Möglichkeiten und verschiedene Arrangements-Ansätze testete. Dabei verband sie die spezifischen Elemente ihrer Live Shows – bei denen sie mit Gitarre, Gesang, Loop-Station und Trompetenspiel atmosphärische Klanglandschaften erschuf – mit ausgefeilten Band-Arrangements und Gospel-Anklängen zu einem spezifischen Klangbild.


Mit „Now You See It“ war somit der Grundstock für das nun vorliegende Album „Now In A Minute“ gelegt, mit dem SUSAN O'NEILL ihre Musik – und insbesondere ihren Gesangstil - weiterentwickelte. Es ist genau dieser Gesangsstil, mit dem sich SUSAN O'NEILL von ihren europäischen und US-Kolleginnen absetzt und zugleich jenen X-Faktor implementierte, der viele irische Künstler auszeichnet. Laut SUSAN O'NEILL hat das mit der traditionellen irischen Gesangstradition zu tun, die Melodien und Harmonien des Materials – je nach Lokalität und Landschaft – individuell unterschiedlich zu gewichten und zu betonen. Obwohl O'NEILL ihre Wurzeln nicht in traditioneller irischer Folk-Musik sieht, zeigt sie sich nach eigener Aussage aber stark beeinflusst von dieser Tradition, Musik und Gesang lokal unterschiedlich individuell auszulegen.


Das Spektrum, das sie als Songwriterin auf dem Album „Now In A Minute“ thematisch nutzt, reicht dabei von sehr persönlichen Betrachtungen zu universellen Empfindungen über spirituelle Konzepte bis hin zu poetisch verklärter Sozialkritik. In der abschließenden Ballade „Give You My All“ thematisiert SUSAN O'NEILL etwa das Gefühl der absoluten, bedingungslosen Liebe, die man zum Beispiel Kindern oder Enkelkindern gegenüber empfindet. Der Song „Hail“ beschäftigt sich mit der uralten heidnischen, irischen Tradition, sich Bienen zu Hause zu halten und diesen Bienen eine spirituelle Bedeutung als paganistische Gottheiten beizumessen. In dem Song „Sign Of The Times“ hingegen geht sie auf das Thema Gentrifizierung ein, das natürlich auch in Irland eine zunehmend prominente Rolle spielt und sie selbst betrifft.

SUSAN O'NEILL geht es auf dem Album „Now In A Minute“ aber nicht darum, Botschaften zu vermitteln oder predigend auf die Zuhörer einzuwirken, sondern stattdessen ein Stimmungsbild ihres aktuellen Lebensabschnittes zu erzeugen, bei dem die Spiritualität nicht durch die Inhalte, sondern über den Gesang durch die Musik zum Ausdruck gebracht wird. Hierbei geht sie so weit zu behaupten, dass die Musik von sich aus spirituell sei und sie als Interpretin und wir als Hörer dabei als Antennen fungieren, die diese Spiritualität empfangen.


Trotz der zugrundeliegenden philosophischen Konzepte, derer sich SUSAN O'NEILL auf dem Album „Now In A Minute“ als Basis bedient, ist das Album musikalisch keineswegs eine spröde Abhandlung in Sachen esoterischer Klanginstallation geworden. Zusammen mit ihren Bandmusikern – den Brüdern Cillian and Lorcan Byrne sowie Killian Browne and Christian Best, der auch als Produzent agierte, entwickelte die Musikerin ein organisches Klangbild, in dem sich folkige Grundgerüste, teils opulente organische Arrangements, atmosphärische Klangwolken, aber auch druckvoll pulsierende Rhythmen, wie z.B. In dem Track “Drive”, den sie als Rocksong konzipierte, zu einem vielschichtigen Ganzen verdichten. Ganz im Zentrum indes stehen stets ihre Stimme und Gesang, die laut Bio sowohl 'Balsam wie auch Lötlampe' sein können. Will meinen: SUSAN O'NEILL kann sowohl zärtliche gesangliche Liebesbriefe formulieren wie auch gesanglich mit Nachdruck gegen emotionale Stürme und Unbilden ankämpfen.


FAZIT: Während sich SUSAN O'NEILL – geprägt durch ihre musikalische Herkunft – bei ihren Live-Shows als einfühlsame, spirituelle Vermittlerin von Emotionen und Stimmungen begreift, bietet das Album „Now In A Minute“ eine recht konkrete Vollbedienung in Sachen Indie-Folk-Pop, die in den opulenteren Momenten – von denen es so einige gibt - zuweilen gar in Richtung des weiland von MIKE SCOTT von den WATERBOYS etablierten Begriffes „Big Music“ tendiert und dank ihrer herkunftsbedingten Vorliebe für Chorgesänge zudem eine dezidierte Gospel-Note hervorbringt.

Ullrich Maurer (Info) (Review 830x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Apparitions
  • Hail
  • Tijuana
  • Drive
  • Bright Eyes
  • Lilt
  • Sign Of The Times
  • Everyone's Blind
  • Too Many Ways
  • Malachi
  • Rewire
  • Give You My All

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich nicht um ein Getränk: Kaffee, Tee, Bier, Schnitzel

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!